Dem Husten was husten
Husten gehört zu den Hauptsymptomen einer Erkältung und kann sehr belastend sein. Doch Husten ist nicht gleich Husten. Kennen Sie den Unterschied zwischen Reizhusten und produktivem Husten? Oder zwischen akutem und chronischem Husten? Welche verschiedenen Hustenarten es gibt, welche Medikamente und Hausmittel helfen und wann man besser einen Arzt aufsuchen sollte?
Manchmal ist er nach wenigen Sekunden wieder verschwunden, etwa wenn wir beim Frühstücken einen Brötchenkrümel in den falschen Hals bekommen. Manchmal quält er uns dagegen tage- oder wochenlang, wie jetzt wieder zur Erkältungszeit im Winter. Und dann gibt es Fälle, in denen er scheinbar gar nicht abklingen will. Husten kennt jeder von uns, er zählt zu den häufigsten Gründen für den Besuch in der Hausarztpraxis.
Doch warum husten wir eigentlich? Zunächst ist Husten ein lebenswichtiger Schutzreflex des Körpers, um Fremdkörper, Sekrete und andere Reizstoffe aus den Atemwegen zu befördern. Hierfür befinden sich spezielle Hustenrezeptoren auf den Schleimhäuten von Nasennebenhöhlen, Rachen, Luftröhre und Bronchien. Diese reagieren – ähnlich wie jene der Haut auf Berührungen, Kälte oder Hitze – z. B. auf Staub, Schleim oder körpereigene Entzündungsbotenstoffe. Nehmen die Sinneszellen einen Reiz wahr, senden sie Signale an das Hustenzentrum im Gehirn. Fällt dort die Entscheidung, einen Hustenreflex auszulösen, wird die Atemmuskulatur so koordiniert, dass die Luft explosionsartig ausgestoßen wird – wir husten.
Interessant: Bei Mädchen und Frauen wird der Hustenreflex leichter ausgelöst als beim männlichen Geschlecht. Und: Hustenrezeptoren befinden sich auch in Körperregionen, in denen wir sie gar nicht vermuten würden, etwa in der Speiseröhre und sogar im Gehörgang. Auch hier reagieren sie auf Reize wie etwa Fremdkörper – die Berührung durch Wattestäbchen löst bei manchen Menschen das sogenannte Ohrhusten aus (Arnold-Reflex).
Keine Erkältung, kein Husten
Wer sich jetzt in der Erkältungszeit richtig schützt, verringert auch sein Risiko für Atemwegsinfektionen und lästigen Husten. Darauf kommt es an:
Richtig Hände waschen
Hände gründlich mit Seife einreiben, auch zwischen den Fingern und an den Fingerspitzen. Das verringert das Risiko, dass Krankheitserreger auf die Schleimhaut von Mund und Nase gelangen und sich dort vermehren. Für unterwegs gibt es in Ihrer Apotheke praktische Händedesinfektionsmittel.
Abstand halten
Meiden Sie in der Erkältungszeit soweit möglich große Menschenansammlungen und verzichten Sie auf höfliches Händeschütteln und freundschaftliche Umarmungen.
Regelmäßig lüften
Das entfernt Aerosole, feinste Flüssigkeitströpfchen, in der Luft, die mit Viren belastet sein können. Gegen trockene Heizungsluft helfen kleine Wasserschalen (täglich reinigen!). Die Verdunstung sorgt dafür, dass die Schleimhäute feucht bleiben und ihre Schutzfunktion gegen Erreger erfüllen können.
Immunabwehr stärken
Neben einer vitaminreichen Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse kann es sinnvoll sein, bestimmte Vitamine zu ergänzen. So ist etwa Vitamin D nicht nur für die Knochengesundheit wichtig; laut Studien schützt ein guter Vitamin-D-Status auch effektiv vor Atemwegsinfektionen.
Husten ist nicht gleich Husten
In den meisten Fällen handelt es sich bei Husten um keine eigenständige Erkrankung, sondern um ein Symptom, das bei verschiedenen Erkrankungen auftreten kann. Für die richtige Behandlung sollte die Ursache daher besonders bei hartnäckigem Husten abgeklärt werden.
Mediziner unterscheiden Husten in erster Linie nach seiner Dauer:
- Akuter Husten: hält bis zu drei Wochen an
- Subakuter Husten: hält zwischen drei und acht Wochen an
- Chronischer Husten: mehr als acht Wochen anhaltender Husten
Ein weiteres Kriterium ist die Unterscheidung zwischen trockenem und produktivem Husten, sprich Husten ohne Auswurf (Reizhusten) und Husten, bei dem überschüssiger Schleim – das sogenannte Sputum – aus den Atemwegen befördert wird. Bei einer Erkältung reagieren die gereizten Schleimhäute zunächst meist mit einem trockenen, eigentlich unnötigen Reizhusten, der Betroffenen häufig den erholsamen Schlaf raubt. Erst nach einigen Tagen produzieren die Schleimhäute größere Mengen Sekret, um Keime zu binden und durch den Hustenreflex aus dem Körper zu befördern. Das Sputum kann übrigens wichtige Hinweise liefern: Bei einer normalen Erkältung (Virusinfektion) ist der Schleim meist glasig-klar. Ein gelblich-grünlicher Auswurf kann auf eine (zusätzliche) bakterielle Infektion hindeuten.
Die Übergänge von trockenem und produktivem Husten sind mitunter fließend und nicht immer leicht zu unterscheiden. So kann etwa Schleim bei produktivem Husten unbemerkt abgehustet werden und daher von Betroffenen als trockener Husten empfunden werden.
Gut zu wissen
Hausmittel gegen Husten
Trinken: Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken, das verflüssigt den Schleim und erleichtert das Abhusten. Ideal sind Wasser und warme Kräutertees, etwa mit Thymian oder Efeu, die zusätzlich krampflösend wirken und den Hustenreiz lindern. Nicht jedermanns Sache ist Zwiebelsaft, der entzündungshemmend und schleimlösend wirkt und die Bronchien beruhigt.
Inhalieren: Warmer Wasserdampf befeuchtet die Atemwege. Inhalationen mit physiologischer Kochsalzlösung erhalten Sie in der Apotheke, ebenso spezielle Inhalatoren. Ansonsten gelten Zusätze wie Kamille oder Eukalyptus als beruhigend und schleimlösend. Achtung: Bei Kindern das Inhalieren mit dem Arzt besprechen! Die Schüssel mit kochendem Wasser und ätherischen Ölen ist für Babys und Kleinkinder tabu!
Brustwickel: Wärme auf der Brust entspannt verkrampfte Bronchien und wirkt mit bestimmten Zusätzen auch schleimlösend. Gut geeignet sind Kartoffel- oder Quarkwickel. Auch Brustwickel mit Ingwer eignen sich bei Bronchitis und lindern festsitzenden Reizhusten.
Akuter Husten
Akuter Husten ist in den meisten Fällen auf Infektionen der Atemwege zurückzuführen, ausgelöst etwa durch Erkältungs- oder Coronaviren. Ist der Infekt überstanden, klingt in der Regel auch der Husten ab. Manchmal reagieren die angegriffenen Schleimhäute bzw. Hustenrezeptoren jedoch auch noch Wochen nach der ausgeheilten Infektion empfindlich, sodass Betroffene über einen trockenen Reizhusten klagen. Mediziner sprechen dann von subakutem Husten.
Husten infolge einer Erkältung oder akuten Bronchitis (Atemwegsentzündung) verschwindet nach einigen Wochen normalerweise von allein. Hausmittel und Hustenpräparate aus der Apotheke können die Symptome effektiv lindern. Hinter akutem Husten können allerdings auch ernstere Ursachen stecken, die ärztlich abgeklärt werden sollten, beispielsweise eine Lungenentzündung (etwa infolge einer Grippe) oder ein versehentlich eingeatmeter Fremdkörper, was vor allem bei kleinen Kindern und pflegebedürftigen Menschen vorkommt und schwere Entzündungsreaktionen hervorrufen kann. Und manchmal kann akuter Husten sogar lebensbedrohlich sein. Das ist zum Beispiel bei einer Lungenembolie der Fall, eine ernste Komplikation einer Thrombose, bei der ein abgelöstes Blutgerinnsel ein Lungengefäß verstopft.
Bei diesen Husten-Alarmzeichen sollten Sie schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen oder im Zweifelsfall den Notruf 112 wählen:
- Atemnot
- röchelnde und pfeifende Atemgeräusche
- blau gefärbte Haut oder Schleimhäute
- Herzrasen
- blutiger oder schaumiger Auswurf
- hohes Fieber über 38,5 Grad
Grundsätzlich sollte akuter Husten, der sich nicht nach spätestens drei Wochen bessert, ärztlich abgeklärt werden.
Chronischer Husten
Hält der Husten länger als acht Wochen an, sprechen Fachleute von einem chronischen Husten. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein und reichen von Atemwegserkrankungen wie Asthma, chronischer Bronchitis oder COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) bis hin zu Allergien, einer Herzschwäche oder einer Dysfunktion der Stimmbänder. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann als Nebenwirkung einen permanenten Reizhusten auslösen. Dazu gehören zum Beispiel sogenannte ACE-Hemmer, die zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden.
Auch Keuchhusten (Pertussis) kann langwierige krampfartige Reizhustenanfälle auslösen, die wochen- oder monatelang andauern. Die hochansteckende Infektionskrankheit wird durch Bakterien ausgelöst, beginnt zunächst mit leichten Erkältungssymptomen und betrifft entgegen der landläufigen Meinung nicht nur Kinder. Die anfallsartig auftretenden Hustenattacken können mit Erbrechen und Atemaussetzern einhergehen. Besonders für ältere Menschen und vor allem für Säuglinge kann Keuchhusten lebensbedrohlich sein. Gegen Pertussis gibt es eine Impfung, die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird.
Mitunter findet sich jedoch gar keine Ursache für die belastenden Hustenattacken. In diesem Fall sprechen Mediziner von „ungeklärtem chronischen Husten“ bzw. „idiopathischem Husten“. Grundsätzlich sollte chronischer Husten immer ärztlich abgeklärt werden, um die ursächliche Erkrankung herauszufinden und zu behandeln. Das gilt auch, wenn der Husten seit weniger als acht Wochen anhält und nicht in Zusammenhang mit einer Erkältung steht.
Hilfe aus der Apotheke
Verschaffen Hausmittel keine Linderung, erhalten Sie in der Apotheke eine Reihe wirksamer Hustenmittel:
Hustenstiller (Antitussiva) wirken direkt am Hustenzentrum im Gehirn oder beruhigen die Hustenrezeptoren in den Atemwegen. Sie dämpfen so den Hustenreiz und helfen bei trockenem Reizhusten. Es gibt rezeptpflichtige Hustenstiller (z. B. mit Codein) sowie frei verkäufliche Präparate, etwa mit den Wirkstoffen Dextromethorphan oder Levodropropizin.
Hustenlöser lösen zähen Schleim und erleichtern das Abhusten bei produktivem Husten. Es gibt pflanzliche Mittel, etwa auf Basis von Efeu, Thymian und Primelwurzel, sowie synthetische Hustenlöser, z. B. mit Ambroxol oder Acetylcystein (ACC).
Es kann sinnvoll sein, tagsüber einen Hustenlöser einzunehmen und abends einen Hustenstiller, der für einen erholsamen Schlaf sorgt (nicht beide Mittel gleichzeitig anwenden!). Darüber hinaus gibt es Erkältungssalben mit ätherischen Ölen, die z. B. die Bronchien entkrampfen und schleimlösend wirken, sowie Präparate, die neben dem Husten auch andere Erkältungssymptome wie Schnupfen lindern. Lassen Sie sich in Ihrer gesundleben Apotheke beraten!
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