Endometriose – die verborgene Krankheit
Heftige Regel- und Unterleibsschmerzen, Beschwerden beim Sex oder Wasserlassen, ungewollte Kinderlosigkeit, Rückenschmerz – Endometriose kann viele Gesichter haben. Wir zeigen, was hinter dem Leiden steckt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Bevor Frauen die Diagnose Endometriose erhalten, haben viele von ihnen oft einen langen Leidensweg hinter sich, eine Zeit voller Schmerzen, Selbstzweifel und nicht selten auch Fehldiagnosen. Denn heftige Regelbeschwerden werden häufig über Jahre als „normal“ abgetan, mitunter als psychosomatisch bedingt oder in der Arztpraxis auch schlicht nicht erkannt, weil Untersuchungsbefunde unauffällig bleiben. „Da ist nichts, sie sind gesund“, heißt es dann. Im Schnitt dauert es acht Jahre oder länger, bis eine Endometriose-Diagnose gestellt wird.
Doch was ist das für eine Erkrankung, an der in Deutschland laut Endometriose-Vereinigung etwa zwei Millionen Frauen leiden? In der Gebärmutterhöhle wächst, von den weiblichen Geschlechtshormonen gesteuert, alle vier Wochen eine Schleimhaut heran. Sie kleidet das Innere des Uterus aus und dient zur Einnistung einer befruchteten Eizelle. Tritt keine Schwangerschaft ein, wird das sogenannte Endometrium wieder abgestoßen.
Bei Endometriose wächst ein solches Gewebe jedoch auch außerhalb der Gebärmutter, etwa auf den Eierstöcken und Eileitern, aber auch auf dem Bauchfell, dem Darm oder der Blase. Das Problem: Es verhält sich wie die normale Gebärmutterschleimhaut, kann aber nicht über die natürliche Menstruation wieder ausgeschieden werden. So können sich Zysten bilden, Entzündungen und Vernarbungen entstehen, Eileiter und Eierstöcke verkleben.
Endometriose ist somit auch eine häufige Ursache von Unfruchtbarkeit bzw. ungewollter Kinderlosigkeit. Endometriose ist zwar eine gutartige, aber oft chronisch verlaufende Erkrankung. Heißt: Unternimmt man nichts dagegen, breitet sie sich immer weiter aus. Neue Studien zeigen zudem, dass Betroffene ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall haben und dass es offenbar auch Verbindungen zu bestimmten Krebsarten, Asthma und Augenerkrankungen gibt.
Die Entstehung von Endometriose ist noch immer nicht eindeutig geklärt. Ein fehlerhaft arbeitendes Immunsystem und ein gestörtes Zusammenspiel der Hormone scheinen eine Rolle zu spielen, ebenso erbliche Faktoren. Heilbar ist die Erkrankung bis heute nicht, aber behandelbar. Hormone können bestehende Endometriose-Herde verkleinern und das Wachstum von neuen Wucherungen verhindern. Eine Hormonbehandlung ist allerdings oft auch mit starken Nebenwirkungen verbunden. Für Frauen mit Kinderwunsch kommt sie meist nicht infrage. Operativ können Endometriose-Herde mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) erkannt und verödet oder entfernt werden.
Wer unter sehr starken Schmerzen leidet und keinen Kinderwunsch mehr hat, kann als radikale Option auch eine Entfernung der Gebärmutter inklusive der Eierstöcke und Eileiter in Betracht ziehen. Das lässt die Symptome zwar dauerhaft verschwinden, versetzt Betroffene allerdings auch von einem Tag auf den anderen in die Wechseljahre.
Ansonsten lindern Schmerzmittel akute Beschwerden, alternative Methoden wie Entspannungstechniken können die Therapie sinnvoll ergänzen, eine Psychotherapie bei seelischen Belastungen hilfreich sein. Welche Behandlung die individuell richtige ist, sollte man daher eingehend mit seiner Gynäkologin oder dem Gynäkologen besprechen. Wichtig zu wissen: In den meisten Fällen verschwinden die Probleme mit den Wechseljahren.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist allerdings immer, dass die Endometriose auch als solche erkannt wird. Regelmäßig heftige Regelschmerzen sollten Frauen deshalb ernst nehmen und ärztlich abklären lassen. Und sich auf keinen Fall einreden lassen, sie seien normal.
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